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Bordeaux 2016 tagesaktuell 08. und 09.06.2017
8. Juni 2017
Schlussspurt …
Am gestrigen Abend kamen noch die Top-Weine des Hauses JEAN-PIERRE MOUEIX: BÉLAIR-MONANGE, LA FLEUR PÉTRUS und TROTANOY
BÉLAIR-MONANGE | TIPP | St.-Emilion
extraprima 96-98 | Parker-WA 94-96 | Galloni 92-95 | Suckling 95-96 | Weinwisser 18/20
Bélair-Monange ist der direkte Nachbar von AUSONE und eines der besten Terroirs von St.-Emilion. Seit der Übernahme des Hauses Moueix konnte die Qualität deutlich gesteigert werden. Umfangreiche Restrukturierungen in den Rebanlagen garantieren weiteren Qualitätszuwachs in der Zukunft. Dies ist der nächste Kandidat für eine Aufstufung zum Premier Grand Cru »A« in einigen Jahren! Die letzten Jahrgänge waren superb. All das reflektiert der Preis bislang bei weitem nicht. 129,00 € sind im Vergleich mit PAVIE, ANGÉLUS, FIGÉAC, AUSONE, CHEVAL-BLANC und Consorten eigentlich sehr zurückhaltend. Wer jetzt kauft, wird sich in 10 Jahren über den günstigen Preis freuen … KAUFEN!
Als direkter Nachbar von Ausone ist Bélair-Monange eines der besten Terroirs von St.-Emilion. Den ursprünglichen Lagen von Bélair wurden die Nachbarlagen von Magdeleine zugeschlagen. Große Teile der Weinberge werden derzeit neu strukturiert und bepflanzt, vor allem auf dem begehrten Plateau. Trotz dieses umfassenden Eingriffs besitzt der Bélair-Monange einen unglaublich großen Charakter. Kaum vorstellbar, welche Dimension dieser Wein erreichen wird, wenn alle Lagen in Produktion treten?! In 2016 kamen 92% Merlot und 8% Cabernet Franc in die Assemblage. Dunkle, dichte Farbe. Ganz dicht, saftig und satt im Duft mit delikater Citruswürze, unglaublich tief und kraftvoll dunkelbeerig, mit kirschigem Schimmer und rotbeerigen, frischen Reflexen. Dicht und rassig im Mund, mit enorm viel Schmelz, satt und abgerundet, druckvoll und seidig fruchtig. Sehr viskose Textur, dennoch nicht breit, immer frisch, vielschichtig und lang, mit enorm fein gewobenem Gerbstoffgerüst, sehr komapkt und stimmig. Monumentaler Bélair-Monange mit viel Rasse und ausgewogen fleischiger Fülle. Überragend ist vor allem seine Frische und Präzision.
LA FLEUR PÉTRUS | Pomerol
extraprima 96-98 | Parker-WA 92-94 | Galloni 95-98 | Suckling 98-99 | Weinwisser 19/20
La Fleur Pétrus ist einer der beliebtesten und gesuchtesten Weine aus Pomerol. Nur der Wine Advocate hatte eine eher mäßige Bewertung abgegeben. Ansonsten wurde der LFP gefeiert. 198,- € kostet er nun. Das ist kein Schnäppchen, aber der Wert wird eindeutig weiter steigen. LIMITIERT!
91% Merlot und 9% Cabernet Franc kamen in die Assemblage des La Fleur Pétrus. Dunkle, dichte Farbe. Dicht, süß und rassig in der Nase mit enormer Fülle und saturierter, intensiv polierter Frucht, weit gefasst und üppig. Cremig und rund im Mund mit viel Schmelz, sehr klar am Gaumen, mit schokoladiger Frucht und großem Extrakt, Lakritze, Kaffee. Dicht gestaffelt auf der Zunge, mit salziger Mineralität, tiefgründig und lang, engmaschige, feinkörnig-harmonische Gerbstoffe, weit gestaffelt, ewig lang, mit süßem, schmelzigem Rückaroma. Ein großer La Fleur Pétrus, der in diesem Jahr im hausinternen Duell mit Trotanoy nicht ganz mithalten kann.
TROTANOY | Pomerol
extraprima 98-100 | Parker-WA 96-98 | Galloni 95-98 | Suckling 97-98 | Weinwisser 19/20
Die produzierte Menge auf Trotanoy war gering, die Zuteilungen wurden gekürzt. Der Preis stieg dezent auf 209,- € für einen der charaktervollsten Pomerols. Unter den Spitzenweinen am rechten Ufer ist Trotanoy nach wie vor nicht unter den Teuersten, immer jedoch unter den Besten! EXTREM LIMITIERT!
Christian Moeuix treibt die Qualität des Trotanoy weiter an die Spitze und tritt in direkte Konkurrenz um die Vorherrschaft in Pomerol mit dem großen Château Pétrus, auch wenn beide Weine stilistisch durchaus differieren. Der Trotanoy 2016 besteht aus 95% Merlot und 5% Cabernet Franc. Dunkle, dichte, viskose Farbe. Grandiose, tiefe Nase, weit aufgespannt, mit dunkelbeeriger Frucht und feinsten Holznuancen, Teer, Kaffee, etwas Minze. Reif und rassig, mit viel Stoff und Druck, ganz weit aufgespannt am Gaumen, hochkomplex und delikat verwoben, mit feinkörnigen und engmaschig-dicht angelegten Gerbstoffen von höchster Distinktion. Reif, weit, vielschichtig und dunkelbeerig im festen, körperreichen Auftritt. Die Struktur ähnelt der von Pétrus, doch der Trotanoy zeigt sich etwas fülliger, fleischiger und mit enormer Kraft. Auf dieses Muskelspiel verzichtet Pétrus zugunsten seiner Distinktion. Qualitativ stehen beide dennoch auf einem Niveau, hier ist es am Ende vor allem der persönliche Geschmack, der entscheidet, welchen Wein man schließlich bevorzugt. Glücklich in jedem Fall, wer in die mißliche Lage kommt, sich zwischen diesen beiden grandiosen Pomerols entscheiden zu müssen oder sie gar nebeneinander genießen darf!
09. Juni 2017
PICHON-COMTESSE | Pauillac
extraprima 96-98 | Parker-WA 96-98 | Galloni 97-100 | Suckling 96-97 | Weinwisser 19,5/20
Nicolas Glumineau ist davon überzeiugt einen der besten Comtesse-Jahrgänge aller Zeiten produziert zu haben! Der Preis von 167,80 € ist entsprechend selbstbewusst, die Anhängerschaft dieses beliebten Deuxièmes ist groß. Unter den Super-Seconds wird er am Ende sicher nicht der teuerste sein.
Im Nachbarschaftsduell hat die maskuline Comtesse die Nase klar vorne vor dem Baron. 75% Cabernet Sauvignon, 21% Merlot und 4% Cabernet Franc bilden den Grand Vin, der 50% der Ernte repräsentiert und in 50% neuem Holz ausgebaut wurde. Lebendige dichte Farbe, etwas heller als der Baron. Verschlossener Duft mit dichtem, dunkelbeerigem Hintergrund. Satte Attacke im Mund, stark verdichtet, mit ziemlich männlich zupackenden, straffen Gerbstoffen für eine Comtesse, satter, saftiger Abgang mit feiner Tanninwürze und kraftvollem Cassis-Extrakt im Nachhall. Wirkte noch sehr jugendlich in seiner Entwicklung, braucht noch Schliff, lang am Gaumen, mit viel Stoff und Druck. Deutlich mehr Fülle als Pichon Baron. | 13,32% Vol. | 40 hl/ha
PONTET-CANET | Pauillac
extraprima 95-97 | Parker-WA 95-97 | Galloni 96-99 | Suckling 98-99 | Weinwisser 19/20
Satte 44% Preisaufschlag gönnte Alfred Tesseron seinem Pontet-Canet: 148,- €!
Auf dem biodynamisch bewirtschafteten Pontet Canet kam das gesamte Lesegut in den Grand Vin. Vergoren wurde er je zur Hälfte in Holz und Beton, der Ausbau findet zu 35% in Amphoren und der Rest in Holz (55% neue Fässer) statt. 60% Cabernet Sauvignon, 35% Merlot, 4% Cabernet Franc, 1% Petit Verdot. Dunkle, dichte Farbe. Der frisch gewachste Boden im Probenraum auf Pontet Canet verhinderte eine geruchlich einwandfreie Beurteilung für alle Verkoster. Satt, saftig, üppig und breitschultrig, mit viel Schmelz und likörig-süßlich-opulenter Aromatik im Duft. Breiter, süßer Auftakt im Mund mit rassiger Struktur und noch etwas jugendlich stumpfen Gerbstoffen. Oder ist das der Einfluss der Amphoren, von denen es ja heißt, sie seinen geschmacklich neutral? Extraktreich, kraftvoll und mit enormer Fülle ist der Körper angereichert mit reichhaltigen Gerbstoffen und viel Extraktsüße im intensiven Nachhall. Kompakter Pontet Canet, der mit seiner »italienischen Süße« zu überzeugen weiß, mineralisch, schokoladig und trocken im Rückaroma. Der geordnet geradlinige Pauillac-Charakter kommt noch nicht ganz heraus, vielleicht mit der Reife.
HAUT-BAILLY | TIPP | Péssac-Léognan rouge
extraprima 95-97 | Parker-WA 96-98 | Galloni 94-97+ | Suckling 98-99 | Weinwisser 19/20
Haut-Bailly ist beständig die dritte Kraft in Péssac-Léognan hinter HAUT-BRION (575,- €) und LA MISSION HAUT-BRION (450,- €). Der fair kalkulierte PAPE-CLÉMENT (90,90 €) ist in den vergangenen Jahren deutlich weniger Konsistent in der Qualität. Nimmt man all das in Betracht, ist der Preis von 118,- € für den Haut-Bailly mehr als gerechtfertigt. LIMITIERT!
Wie üblich komplettiert Haut-Bailly die drei führenden Haut’s in Pessac-Léognan auch dieses Jahr mit einem beeindruckenden Wein: 40% Merlot, 53% Cabernet Sauvignon, 3% Cabernet Franc und 4% Petit Verdot kamen in den Grand Vin und repräsentieren 55% der Ernte bei 13,6% Alkohol. Etwas Frost gab es im Frühjahr 2016, der richtete jedoch kaum Schaden an. Gelesen wurde zwischen dem 26. September und 18. Oktober mit 47 hl/ha. Die Extraktion des Mostes wurde mehr als »Infusion« im Sinne eines Teeaufgusses betrieben, statt stark zu pumpen. Der Wein kam zur Hälfte in neue Fässer. Schwarze Farbe, ganz dicht. Monumentaler Duft, satt, tief und dunkelbeerig. Aus einem Guss gearbeitet, mit schokoladiger Kopfnote, sehr üppig und füllig. Weit gefasst im Mund, mit reichhaltigen, schokoladig feinkörnigen Gerbstoffen und rassiger Struktur. Füllig und opulent, gleichzeitig schlank und elegant, sehr stimmig und lang, mit grandiosem Nachhall und femininer Note. Die sanfte Extraktion und parzelläre Detailarbeit in Weinberg und Keller hat sich wieder einmal ausgezahlt.
EVANGILE | TIPP | Pomerol
extraprima 97-99 | Parker-WA 94-96 | Suckling 98-99 | Weinwisser 19,5/20
Die Rothschilds von Lafite werfen Ihren großartigen Pomerol Evangile mit 248,- € in den Ring. Der gleiche Preis wie für 2009 und 2010. Es ist ein beeindruckender, großer, charaktervoller und distinguierter Pomerol. Für uns auf Augenhöhe mit LAFLEUR, knapp hinter PÉTRUS und TROTANOY.
Der Gehalt von Cabernet Franc sank bei Evangile von 16% in 2015 auf nur 8% in 2016, denn die jungen Reben hatten Trockenstress und kamen nicht in den Grand Vin, der 60% der Produktion ausmacht. Aufgefüllt wurde mit 92% Merlot, gelesen wurden nur 32 hl/ha, voraussichtlich kommen 45.000 Flaschen auf den Markt mit satten 14,6% Alkohol. Schwarze Farbe, superviskos. Hochverdichtet, mit balsamischer Kopfnote, intensiver Süße und großartiger liköriger Fülle, offensiv, Kaffee, Teer, Lakritze, Graphit und Schokolade. Satt und intensiv beginnt der Evangile auch im Mund mit maximaler Gerbstoffausbeute, rund und weich, mit großer, stoffiger Struktur, massiv und dennoch ganz locker, nach hinten wirkt er sogar leicht! Große Extraktsüße, ewig lang, tiefgründig und weit gefächert. Ein klassischer, gigantischer Evangile mit grandioser Kraft und Fülle, großartigem Fluss und ewig frisch. Das macht Durst, das will man sofort trinken! Die pure Verführung, schlicht grandios.
Nun fehlen nur noch FIGÉAC, VIEUX CHÂTEAU CERTAN, L’EGLISE-CLINET, LE PIN, LÉOVILLE LAS CASES und das größte Terroir der Welt: AUSONE.
Fraglich ob während der VINEXPO-Messe in der nächsten Woche etwas geschieht?!