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Bordeaux 2016 tagesaktuell 01.06.2017


01.06.2017

Am Morgen kam zuerst ein teurer Troplong, dann ein großer, preiswürdiger Mouton, danach Lafon-Rochet und am Nachmittag krachte es richtig mit Grand Puy Lacoste, Rauzan-Séglà und Canon …

TROPLONG-MONDOT | St.-Emilion
extraprima 94-96 | Parker-WA 93-96 | Galloni 94-97 | Suckling 96-97 | Weinwisser 18/20
Auch Troplong-Mondot gibt es für 139,- € zum höchsten Subskriptionspreis aller Zeiten auf dem Markt, obwohl es nun kein ausgesprochenes Merlot-Jahr ist. Dafür gibt es einen hochkonzentrierten Blockbuster, der im Vergleich mit Pavie und Angélus geradezu günstig erscheint …

Auf Troplong-Mondot wurde spät vom 3. – 27. Oktober mit 48 hl/ha geerntet. 90% Merlot , 8% Cabernet Franc und 2% Cabernet Sauvignon kamen mit 15% Alkohol in 80-85% neue Fässer. Massive, schwarze Farbe. Dicht, süß, schokoladig und satt im Geruch, mit liköriger Frucht und großem Volumen. Süß, schmelzig und intensiv im Mund, viel Kernaroma, likörig-reif und massiv am Gaumen. Etwas angestrengte, strenge Gerbstoffe, die leicht dumpf wirken, hochverdichtet und lang strukturiert, zeigt der Troplong enorme Kraft und körperreiche Fülle.


MOUTON-ROTHSCHILD | Pauillac
extraprima 97-99 | Parker-WA 98-100 | Galloni 95-98+ | Suckling 100-100 | Weinwisser 19/20 | Der 2016er ist ein echter, klassischer Mouton und mit 599,- € angemessen bepreist. Denn dieser Wein schließt an die großen Mouton-Jahrgänge an und ist dabei noch deutlich geschliffener und präziser. Die Verfügbarkeit ist knapp. Ein Wein, der sich sicherlich schnell verkaufen wird.

2016 ist ein echter Mouton-Rothschild erzeugt worden. Philippe Dhalluin vergleicht ihn mit einer modernen Ausgabe des 1986ers. Gelesen wurde vom 26. September bis 14. Oktober mit 40 hl/ha. 53% schafften es in den Grand Vin bei schlanken 13,2% Alkohol. Die Assemblage von 83% Cabernet Sauvignon, 15% Merlot, 1% Cabernet Franc und 1% Petit Verdot reift in 100% neuen Fässern. Schwarz, dicht, viskos. Ganz massiv auftretendes Duftbild mit dunkelbeerig-konzentrierter Intensität, etwas jugendlich verschlossen. Dicht und rassig im Mund, schlanker als Lafite und Latour, sehr klar und durchziehend, mit viel Druck und Kraft. Hochintensives, kompaktes Mittelstück, nimmt nach hinten Fahrt auf und gewinnt an cremiger Fülle und schokoladiger Reife. Dicht gepackte Gerbstoffe, ganz reif und weit verteilt, mit viel Rasse und mineralischer Prägung, Bleistift im Nachhall. Seine lebendige Säure gibt ihm enormen Zug bei der rasanten Struktur, die vorne schlank beginnt und nach hinten gewaltige Fülle annimmt. Großartige Frische und Balance, seidige Gerbstoffe im süßen Abgang.


GRAND PUY LACOSTE | Tipp | Pauillac
extraprima 95-97 | Parker-WA 95-97 | Galloni 93-96 | Suckling 96-97 | Weinwisser 18/20
Grand Puy Lacoste macht mit dem 2016er einen längst überfälligen Preissprung. 82,50 € kostet dieser außergewöhnlich gute Pauillac und liegt für unseren Geschmack qualitativ auf einer Höhe mit Pichon Baron, Lynch-Bages und Pontet-Canet. Innerhalb dieses Quartetts klingt der Preis nach einem Sonderangebot! Daher sollte man nicht zögern und KAUFEN!

Xavier Borie hat gut lachen. Sein Grand Puy Lacoste, kurz GPL genannt, ist einer der erfolgreichsten Pauillacs. Geerntet wurde er mit 45 hl/ha vom 28. September bis 13. Oktober, 60% gelangten in den Grand Vin mit 13,3% Alkohol: 79% Cabernet Sauvignon, 21% Merlot. Der große GPL 2016 verträgt locker die 100% neues Holz. Massive, dunkle, leuchtende Farbe. Tief, dicht und fleischig-dunkelbeerig in der Nase, mit satter, reifer Frucht und feinem Holz, Schokolade, Karamell, Cassislikör und grandiose Vielschichtigkeit und Frische. Hochkonzentriert und dicht am Gaumen mit mächtiger Fülle, ganz locker und engmaschig, mit tiefgründigen, komplexen Aromen. Ganz frisch, mit viel Zug und Finesse, ewig weit gefasst, fein geschliffene Gerbstoffe, lang und intensiv nachhaltig in den traumhaft schwelgerischen Rückaromen. Ganz große Struktur. Ein Must have GPL!


LACOSTE-BORIE | Tipp | Pauillac
extraprima 94-96 | Parker-WA 88-90
Sie mögen einen klassischen Pauillac und möchten keine 30 Euro ausgeben? Da gibt es nur eins: Lacoste-Borie, der phantastische Zweitwein von Grand Puy Lacoste. Der kostet 25,80 € und ist schlicht ein begesiternder Wein. Sehr zu empfehlen in Großflaschen für Feste oder eine der nächsten Fußball-WM!

Lacoste-Borie ist und bleibt der beste preiswerte Pauillac, ein Zweitwein zum Verlieben, der aus 30% der Produktion stammte! 61% Cabernet Sauvignon, 29% Merlot und 10% Cabernet Franc brachten es auf 13,2% Alkohol und reifen in 50% neuen Fässern. Dunkle Farbe mit Blauschimmer. Dunkelbeerige, fleischig-volle Nase, offensiv und überwältigend fruchtbetont, hochansprechend und delikat. Satte Frucht und aromatische Intensität im Mund, viel Fleisch und Rasse im grandiosen Mittelstück, die elegante Säure verleiht Frische und Spannung. Ganz locker und unangestrengt besitzt er einen wunderbaren Fluss mit reifen Gerbstoffen und viel Saft und Spiel. Vollmundig, begeisternd, kaufen!


RAUZAN-SÉGLÀ | Margaux
extraprima 94-96 | Parker-WA 95-97 | Galloni 94-97 | Suckling 96-97 | Weinwisser 18/20
Bei Rauzan-Ségla sind sich alle Verkoster einig, dass er gemeinsam mit Brane-Cantenac der beste Wein hinter Château Margaux und Palmer ist. Unserer hohen Bewertung für Kirwan werden viele erst nach der Abfüllung folgen, oder auch nicht. Mit 84,- € ist der 16er auch noch wesentlich günstiger als damals der 2010er für 120,- €.

Bei vier Proben konnte sich der Rauzan-Ségla sehr gut in Szene setzen und bildet mit Alter Ego de Palmer, dem Pavillon Rouge von Château Margaux, sowie Brane-Cantenac und Kirwan das erfolgreiche zweite Glied in der Appellation Margaux. 68% Cabernet Sauvignon, 30% Merlot und 2% Petit Verdot bilden bei 13,5% Alkohol die Assemblage und reifen in 60% neuen Fässern. Dunkle Farbe. Offensiv, likörig und reif im Duft, erinnert in seiner Üppigkeit an den 86er oder manches Jahr aus den 90ern. Satt und feinkörnig im Mund, mit viel Extrakt am Gaumen, viel Material verbaut, großer, gewaltiger Körper, extrem reif. Imposante Struktur, trotz aller Fülle und Intensität frisch und mit guter Spannung, aber nicht ewig lang.


CANON | Tipp | St.-Emilion
extraprima 96-98 | Parker-WA 97-99 | Galloni 91-94 | Suckling 96-97 | Weinwisser 18/20
Canon zählt in den vergangenen Jahren immer zu den Top-Ten aus St.-Emilion. Jeder Importeur hat seine kleinen Zuteilungen abgenommen, frei verfügbare Mengen gibt es kaum. Daher variiert der Preis sicherlich zwischen 100 und 120 €. Egal zu welchem Preis, lohnt sich der Kauf! Nur im Rahmen einer Gesamtbestellung erhältlich.

Auf Canon wurde früh vom 20. September bis 11. Oktober mit 45 hl/ha gelesen. Das gesamte Lesegut kam in den Grand Vin, denn der Zweitwein Croix Canon ist in Wirklichkeit ein zweiter Wein aus bestimmten Lagen, die nicht für den Canon verwendet werden. Während der Vegetationsphase wurde wenig entblättert und wenig Grünlese (vendange verte) betrieben. 74% Merlot und 26% Cabernet Franc kamen mit 14% Alkohol in 65% neue Fässer. Dunkle, leuchtende Farbe. Weit, frisch und rotbeerig offen, wirkt das Duftspiel des Canon noch weit zurück in seiner Entwicklung, vielschichtig, wenig Schokolade, eher zurückhaltend und delikat. Lang, detailliert und tief, zeigt der Canon eine phantastische, rassige Säure, die enorme Spannung und Frische erzeugt, großen Zug und ungeheure Terroirprägung, ganz mineralisch und engmaschig am Gaumen. Hochfein und mit gleicher Dichte wie der überragende 2015er, ist der Canon in seiner derzeitigen Entwicklung weit zurück. Unglaublich feinkörnige Gerbstoffe, lang und finessenreich, wahnsinnig elegant. Großer, klassischer Canon, deutlich feiner als 2015, aber nicht ganz so ausdrucksstark und fett.